13.06.2021 | Bikshu Tenzin Peljor | Von Egoismus zu Altruismus

Im Mahayana Buddhismus gibt es sehr ausgeklügelt, durchdachte Methoden, die eine allmähliche Loslösung von egozentrischen Mustern des Geistes hin zu mehr Mitgefühl ermöglichen. Diese schrittweise Transformation des Geistes mündet im altruistischen Geist des Erwachens, Bodhicitta. Bodhicittta ist der aus großem Mitgefühl geborene Wunsch, wie der Buddha vollständig zu erwachen, um anderen Lebewesen einen Weg aus dem Leid aufzeigen und sie in einen Zustand dauerhaften inneren Friedens und Glücks versetzen zu können. Der Wunsch anderen zu helfen ist dabei primär, das Erwachen ist sekundär. Shantideva ermutigt im Bodhicharyavatara:

„Jene, die sich danach sehnen, die hundertfachen Leiden des Daseins zu überwinden, jene, die danach verlangen, das Unglück von den Wesen zu nehmen, jene, die danach trachten, viele Hunderte Freuden zu genießen, sollen das Streben nach dem Erwachen niemals aufgeben.“ [1.8]

Mit der Kultivierung des „konventionellen Bodhicitta“ wird der Geist immer tiefer mit einer altruistischen Motivation vertraut. Das eigentlich Tor zum Erwachen ist allerdings ein korrektes Verständnis der endgültigen Natur der Phänomene, denen innewohnende Existenz fehlt. Das direkte Erkennen der endgültigen Natur der Phänomene, ihrer Selbstlosigkeit bzw. Leerheit, ist als „endgültiger Bodhicitta“ bekannt. Nagarjuna im Bodhicittavivarana:

„Raum, Bodhicitta und Erleuchtung sind ohne Merkmale; ohne Erzeugung. Sie haben keine Struktur; sie sind jenseits dem Pfad der Worte. Ihr ‚Merkmal‘ ist die Nicht-Dualität.“ 

In diesem Tageskurs wollen wir uns in der Theorie, in der Meditation und Diskussion mit diesem Geistestraining vertraut machen, als auch untersuchen, wie das im Alltag angewandt und verstärkt werden kann.

Beitrag: Dana / Spende
Veranstalter: Choeling Braunschweig
Anmeldung: gaby[at]braunschweig-buddhismus.de

Tenzin Peljor studiert und praktiziert den Buddhismus seit 1995 und wurde 2006 von der Sangha des Namgyal klosters und S.H. dem 14. Dalai Lama zum buddhistischen Mönch vollordiniert. Von Ringu Tulku Rinpoche wurde er 2007 zum Residenzmönch für Bodhicharya Deutschland in Berlin berufen, wo er mehrere Jahre als Residenzmönch und Vorstandsmitglied wirkte. Er studierte von 2008 bis 2013 und von 2017 bis 2019 am Lama Tsong Khapa Institut in Italien das Master Programm buddhistischer Studien. Seit 20 Jahren gibt er Vorträge, Studien - und Meditationskurse zum Buddhismus. Er engagiert sich u.a im Strafvollzug und hat zusammen mit einer Anthropologin ein Programm für Kinder zum Umgang mit Emotionen entwickelt.